Während meines Aufenthaltes in Antigua wurde ich aufmerksam auf eine kleine Kunstsammlung, die dort ausgestellt wurde. Der Künstler: Richie Morales. Nie gehört? – Ich auch nicht. Aber irgendetwas machte mich neugierig. Der Name? Der Ort? Ein Bauchgefühl? – Ich weiß es nicht. Aus welchem Grund auch immer, ich schaute mir die Sammlung an.
Richie Morales‘ Kunst
Kunst für Richie Morales ist der Ort, an dem sich Licht und Schatten, das Groteske und das Schöne, Liebe und Furcht miteinander verbinden können und dadurch ein größeres Ganzes schaffen.
So schreibt er über seine Werke beispielsweise Folgendes:
„In this era of consumer rush, selfies, social networks and virtual solidarities, putting your feet on the ground has ceased to be the act that inaugurates the search for authentic existence, since reality and truth have become the points from which we all want to escape. Without the sensitivity to recognize and react to them nor the time to traverse their tortuous territories, the best option that the present offers seems to be denail, except, then, for those who cannot escape and are condemned to live and suffer them, permanently rushed by the soulless machinery that we call truth or reality.“
In diesem Kontext von Eskapismus, Verleugnung, Verweigerung und Nichtwahrhabenwollen versucht der Realismus der Bilder von Richie Morales in erster Linie, die Abgestumpftheit und Abgebrühtheit einerseits und das Einfühlungsvermögen und Bewusstsein andererseits zu durchbrechen und die überschäumenden, quirrligen Seifenblasen, in welche wir uns so gerne begeben und uns durch Werbung, Konsumverhalten, social networking vor der Realität verschließen, zu übersteigen.
Auf andere Ebenen zu transzendieren. Um uns dadurch, auf gewisse Weise aufgezwungen, den verlorenen Verstand, die verlorene Vernunft und die verlorene Zurechnungsfähigkeit wiederzuspiegeln.
Menschen, die nichts besitzen als die Kleidung, die sie an ihrem Körper tragen. Kinder, die für den Lebensunterhalt ihrer Familien mitaufkommen müssen, indem sie beispielsweise an Straßenkreuzungen die Scheiben der wartenden Autos putzen. Menschen, die Arbeiten erledigen, die sonst niemand machen möchte. Müllsammler. Straßenverkäufer, die Kaugummi, Chipstüten, klein geschnittenes Obst oder Gemüse verkaufen.
Sicherlich zeigt er dabei Bilder, die nicht unbedingt dem Geist der kontemporären Kunst entsprechen, die aber versuchen, ein Stolpern, ein Zögern oder wenigstens ein kurzes Stutzen provozieren möchten. Ein Innehalten, das uns aus für einen kurzen Moment aus unserer Komfortzone, unserer Trägheit, unserer Benommenheit und unserem Fresskoma holt. Und uns für einen Augenblick teilnahmslos erscheinen lässt.
Aber ohne Ideale. Ohne wirkliche Individualität. Ohne kollektive Verantwortung. Und vor allem ohne Fingerzeig. Sondern Darstellung, Sachinformation, Abbild.
Und diese Bilder sind es, die mich dazu animiert haben, meine Augen zu schärfen. Für die Realität und das Leben.
Denn unsere Welt ist nicht immer nur bunt. Sie besteht nicht ausschließlich aus traumhaften Sonnenaufgängen, wundervollen Sonnenuntergängen, weißen Sandstränden, magischen Buchten, kristallklarem Wasser, leckerem, herrlich angerichteten Essen oder gestellten Selfies.
Egal wie sehr uns Facebook, Instagram, Pinterest oder Snapchat dies zuweilen vermitteln möchten.
Überall verteilt in Yucatan (Chichen Itza (1), Kabah, Uxmal (3), Coba (9) oder Tulum (6)), Belize (8 und 10), im Norden Guatemalas (Tikal, Yaxha, El Mirador, Nakbe) und Honduras (7) kannst du sie finden: Die riesigen Tempelanlagen der Maya, ein Volk, das zu seiner Blütezeit aus bis zu 20 Millionen Menschen bestand. Hochintelligent waren sie: Sie bauten Kanäle, kannten sich sehr gut mit Pflanzen aus, entwickelten einen bemerkenswerten Kalender, um in der Lage zu sein, Uhrzeiten und Tage zu berechnen und sie waren perfekte Architekten und Bildhauer. Denn nicht nur gelang es ihnen, aufgrund der damals verfügbaren Möglichkeiten, riesige Bauwerke perfekt in bestimmte Winkel zu setzen, sie waren auch in der Lage, ihre Geschichte und wesentliche Ereignisse durch Steine (Stelen) aufzuzeichnen.
Um 800 nach Christus jedoch erfuhr die Kultur einen langsamen Niedergang, denn Hungersnöte, Kriege und vor allem klimatische Veränderungen führten binnen weniger Jahre nach der Blütezeit zu einem raschen Niedergang und schließlich einem endgültigen Auslöschen der Mayakultur. Spätestens als die Spanier dann im 16. Jahrhundert auf den Kontinent kamen, wurden schließlich die verbleibenden Könige und Priester ermordet und nahezu alle – vier sollen noch existieren – Bücher verbrannt.
Die Maya in Copan
Die Mayaruine in Copan wurde vor allem während der klassischen Periode zu einer der bedeutendsten Mayastätten Mittelamerikas. Während ihres Höhepunktes im 9. Jahrhundert beherbergte sie bis zu 20.000 Menschen. Wenn man bedenkt, wie nah Copan an der Grenze zu Guatemala liegt (es sind 12 Kilometer!), grenzt es schon fast an ein Wunder, dass diese Stätte Honduras zugeschrieben werden kann.
Das Gelände der Mayaruine von Copan
Einschließlich des ursprünglich bewohnten Areals besteht die Mayaruine in Copan aus einer Gesamtfläche von 100 Hektar. Im Vergleich dazu: Ein Tennisplatz inklusive Auslauffläche hat knapp 700 Quadratmeter. 22 Hektar davon gehen dabei allein für die riesigen Tempelanlagen, die zwei großen Pyramiden, Stufen, Plätze und den Ballspielplatz drauf. Der Großteil dieser Bauwerke befindet sich auf der großen Plattform, die heute Acropolis genannt wird und damals das archäologische Zentrum der Mayastätte darstellte.
Die Mayaruinen von Copan – meeh?!
Sonderlich spektakulär und wirklich besonders klingt das aber alles nicht, oder?! Alte Steine halt! In diesem Fall sogar richtig richtig alte Steine, denn das Ende der Mayazeit in Copan wird auf circa 822 geschätzt.
Wirklich spektakulär, um nicht zu sagen absolut einzigartig, werden die Mayaruinen von Copan (Ticket inkl. Museum HNL 507, circa 18 Euro) dann, wenn du den Hintergrund dazu kennst. Aber der Reihe nach…
Der große Platz der Mayaruinen von Copan
Folgst du dem Fußweg zum Areal, auf welchem sich die Mayaruinen von Copan befinden, musst du zunächst einige hundert Meter durch den Wald laufen. Der Spaziergang ist kaum anspruchsvoll. Begleitet wird er von dem Gekreische der Macaw und anderen Vögeln, die sich in den riesigen Bäumen aufhalten. Mit etwas Glück laufen dir auch ein paar Truthähne über den Weg.
Fun Fact an der Stelle: Truthahn war die Proteinquelle der Mayas in der damaligen Zeit.
Wenn du nun, nachdem du beim großen Platz angelangt bist, sofort eine Pyramide erwartest, die über der ganzen Anlage thront, wie dies beispielsweise in Uxmal oder Chichen Itza der Fall ist, wirst du enttäuscht werden. Die Mayastätte in Copan ist nämlich um einiges älter als die Mayastätten in Yucatan und besitzt daher eine ganz andere Bauweise.
Was also rechter Hand zunächst nur nach ein paar riesigen Bäumen mit ein paar halb zerstörten Bauwerken und rechts nach ein paar Statuen ohne größere Bedeutung aussieht, täuscht jedoch. Denn das, was du aus dieser Position sehen kannst, sind mehrere Jahrzehnte vereint auf einem Platz. Mehrere Dynastien haben sich hier verewigt.
Der Ballspielplatz der Mayaruine von Copan
Da ist zum einen der Ballspielplatz. Anhand der drei aus Stein geschlagenen Macaw-Köpfe erkennst du, dass drei Herrscher an diesem Ballspielplatz gearbeitet hatten und diesen jeweils immer weiter vergrößerten, indem sie wortwörtlich auf den Bau des jeweiligen Vorgängers gebaut haben.
Was passiert eigentlich auf solch einem Ballspielplatz?
Diese Frage habe ich mir auch gestellt, zumal mir aufgefallen war, dass der Zwischenraum – rechts und links befinden sich ja eine Art Tribüne – weitaus schmaler ist als ich dies bei Chichen Itza in Erinnerung hatte. Der Ballspielraum stellte für die Maya den Ort dar, an welchem sie unter anderem ihre Sonnentänze aufführten. Ein Ball stand hierbei für die Sonne.
In tanzähnlichen und fußballartigen Darbietungen versuchten die „Spieler“ den Ball in der Luft zu halten, indem sie ihn immer wieder mit Kopf, Füßen und ihrem Körper vor einem Aufschlag auf die Erde bewahrten. Denn – so der Glaube der Maya – würde der Ball auf die Erde knallen, wäre das gleichzusetzen mit der Sonne, die auf die Erde fällt und im Reich der Dunkelheit (unter der Erde) verschwindet. In jedem Fall war also die Sonne davor zu beschützen, abzustürzen. Die Tatsache, dass der Ballspielraum in der Mayaruine von Copan kleiner als Chichen Itza oder auch Coba ist, ist darauf zurückzuführen, dass die Tänze zu dieser Zeit noch ein paar andere waren – wahrscheinlich fokussierter auf ästhetische körperliche Bewegungen und weniger auf das Spiel mit dem Ball.
Die hieroglyphische Treppe
Gehst du schließlich weiter, gelangst du an eine steinerne Treppe. Vor der Sonne und vor allem vor dem Regen während der Regenzeit geschützt, befindet sie sich unter einem riesigen Verdeck. Fünf steinerne Figuren stehen in einer kerzengeraden Linie vor ihr. Architektur beherrschten die Maya – das kann man hier ganz problemlos feststellen.
Was nicht so leicht, eigentlich gar nicht, ersichtlich ist, ist Folgendes: Als das Carnegie Institut sich ab den 1930/40ern an die Ausgrabungen der Mayaruine von Copan machten, fanden sie hier natürlich keine intakte Treppe vor. Vielmehr war es so, dass all die Steine in einem riesen großen Haufen vor dem Hügel lagen. In mühevoller Kleinstarbeit machten sich die Archäologen daran, jeden einzelnen Stein zu fotografieren und setzten die Steine schließlich wahllos zurück an den Hügel, so dass sie einerseits nicht weiter der Witterung ausgesetzt waren und sich spätere Besucher ein Bild der ursprünglich vorhandenen Treppe machen konnten.
Anhand der Bilder versuchten sie schließlich die Botschaft der Treppe zu entschlüsseln, denn all die Bilder auf den Steinen mussten ja einen Sinn ergeben. Schließlich fanden sie heraus, dass sich unter der Steintreppe das Grab eines sehr beliebten Königs befand. Sein Nachfolger hatte diese Treppe für ihn bauen lassen. Und um dessen Vorfahren ebenfalls zu ehren, ließ er die vier Statuen vor der Treppe erstellen. Folgt man also dieser Linie, folgt man gleichzeitig der Herrscherlinie der Mayastätte.
Der Palast
Rechts neben der Treppe befindet sich über allem thronend sozusagen der Palast, von welcher Position aus der Herrscher einen perfekten Blick auf das ganze Areal hatte. Stehst du hier oben, stellst du schnell fest, dass die Stelen, die du auf der anderen Seite des großen Platzes ausmachen kannst, exakt auf der Höhe des Palastes befinden. Und zwar genau dort, wo ursprünglich einmal der Thron des Herrschers gestanden hatte.
Auf der Rückseite des Palastes befinden sich die Wohngebäude der Palastbewohner aus längst vergangenen Zeiten und noch ganz viele Steine der Kategorie „Gok“ – God only knows…
Die Stelen auf dem Entertainment- und Opferplatz
Auch die Stelen stammen aus den unterschiedlichsten Dynastien. Jeder Herrscher hat sich hier verewigt, jeder Herrscher besaß seine eigene. Und jede Stele zeichnet sich durch eine andere Verarbeitung aus und lässt eine andere Art der Darbietungen auf diesem Platz vermuten.
Da ist beispielsweise die Stele, vor welcher sich eine Art Schildkrötenpanzer befindet. Der Panzer steht symbolisch für die Unverwundbarkeit des Herrschers. Wirfst du aber einen genaueren Blick darauf, siehst du, dass sich dort eine Art Rinnsal befindet, welches entlang des Schildkrötenpanzers verläuft. Der Schildkrötenpanzer diente dem Herrscher daher offensichtlich dazu, den Göttern vor Publikum – dieses befand sich auf den Tribünen, die den Platz umgeben – Opfer darzubringen, indem erst sich selbst Blut abnahm und mit diesem das Becken des Schildkrötenpanzers füllte, welches dann wiederum entlang des Panzers lief.
Eine Stele übrigens – man neigt geradezu dazu, sie völlig zu übersehen, weil sie so wenig aussagekräftig ist – legt Zeugnis für den plötzlichen Untergang der Maya ab: Es ist ein Stein oberhalb des Ballspielplatzes. Auf einer Seite nur bemalt. Ansonsten sieht er eben aus wie ein Stein. Ein unfertiger Stein. Und genau das ist er auch. Denn das Ende dieser Dynastie kam überraschend und traf die Maya völlig unvorbereitet. So plötzlich, dass der Stein, der Denkmal des 17. Herrschers darstellen sollte, nicht mehr fertig gestellt werden konnte.
Die Tunnel der Mayaruinen von Copan
Und weil das ja alles noch nicht spektakulär genug ist, beschließe ich, in die Tunnel hineinzugehen. Dank der Tatsache, dass ich meinen private guide an diesem Tag dabei habe – Allan hatte über Jahre hinweg als Archäologe in der Mayaruine von Copan gearbeitet -, gelingt es uns, uns in die Tunnel „reinzuquatschen“, so dass ich verschont davon bleibe, die USD 30 extra dafür berappen zu müssen. Shame on us! 😉
All das, was ich zuvor über die Mayaruinen von Copan erfahren hatte, bestätigt sich mir in diesen Tunneln. Auch sie sehen spektakulär aus. Mit einem geschulten Auge erkennst du jedoch, dass die Tunnel aus mehreren Stockwerken bestehen. Und genau in diesen Stockwerken kannst du schließlich in aller Deutlichkeit auch hier wieder die Dynastien der Vergangenheit erkennen: Jeder Herrscher baute sein Stockwerk auf das bereits vorhandene Bauwerk.
Übrigens soll es angeblich so gewesen sein, dass sich die Herrscher deswegen der bestehenden Bauwerke bedienten, weil sie die Vermächtnisse ihrer Vorgänger nicht zerstören wollten.
Und solltest du nicht den Eintritt zu den Tunneln bezahlen wollen, empfehle ich dir unbedingt den Blick auf die Hinteransicht der Mayaruine: Wo sich vor Jahrzehnten noch Wasser und ein Fluss befunden hatte, ist zwischenzeitlich ein Weg, von welchem aus du die Rückseite der Ruinen und damit die unterschiedlichen Bauzustände der Vergangenheit bestaunen kannst.
Das Museum von Copan & der Rosalila Tempel
Und weil das immer noch nicht genug ist, besuche ich schließlich noch den Rosalila Tempel, eine sehr gut erhaltene Replik, welche die Archäologen auch bei ihren Ausgrabungen in einem exzellenten Zustand vorgefunden hatten. Dieser Tempel wurde nicht zerstört, sondern sozusagen in einer Zeremonie begraben. Die Zimmer, Nischen und Öffnungen wurden sorgfältig mit Matsch und Steinen aufgefüllt und der Tempel selbst in eine dicke Gipsschicht gehüllt, um die ursprüngliche Farbe zu schützen. Im Museum von Copan befindet sich die lebensgroße Kopie von Rosalila.
Die Mayaruinen von Copan – mein Fazit
Am Ende meines Besuches der Mayaruinen von Copan zwar ich völlig am Ende – ich musste meinen Besuch sogar zur Futteraufnahme unterbrechen, weil ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu verhungern – aber es war einzigartig!
Die Mayaruinen von Copan sind alles: ein Zeugnis vergangener Mayakultur, überraschend, denn mit einer solchen Besichtigung und solchen Fakten hatte ich nicht gerechnet und total beeindruckend. Eines sind sie aber ganz sicher nicht: Nur ein Haufen alter Steine!
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Cancun Sightseeing und Strände in Cancun
Gibst du „Cancun Sightseeing“ in Google ein oder suchst du nach Dingen, die du in Cancun unternehmen kannst, spuckt das Internet zahlreiche Blogbeiträge, zig Hotelbewertungen und Vorschläge für ein abwechslungsreiches Entertainmentprogramm mit Action-Garantie vor Ort aus. Xcaret, Xel-Ha Park, Underwater Museum, Coba, Cenote X, Y und Z.
Und gerade weil das so ist, ich das Rad nun auch nicht neu erfinden kann und will und es meiner Ansicht nach auch wenig Sinn macht, mich mit einem weiteren Blogbeitrag dort einzureihen, habe ich mich dazu entschieden, einen Beitrag der etwas anderen Art über Cancun zu verfassen.
Einen von der anderen Seite. Im wahrsten Sinne des Wortes. Geografisch gesehen einerseits. Und abseits jeglichen Massentourismus andererseits.
Die eine Seite von Cancun
Fährst du die 60 Kilometer von Playa del Carmen nach Cancun auf der großen Hauptverkehrsstraße, befindet sich am Abzweig zum Flughafen rechter Hand die Zona Hoteles, ein mehrere Kilometer langer Inselabschnitt. Eine zweispurige Straße windet sich hier durch. Ein Fünf Sterne-Hotel reiht sich hier an das andere.
Auf gewisse Weise scheinen sich die Hotels einen Wettstreit zu liefern. Größer. Höher. Weiter. Teurer. Alles umgeben von wunderschönen Alleen, perfekt angelegten Parkanlagen mit saftig grünem Gras. Zig Palmen. Tolle Strände. Weißer Sand. Türkisblaues Wasser. Pomp. Glamour. Was kostet die Welt?
Auch ich wollte meine damals geplanten zwei Tage in Cancun in einem dieser Hotels nächtigen und hatte sogar eine Kooperation an Land gezogen. Aber weil sich Pläne ändern und ich früher aus Yucatan ausreisen würde, sagte ich die Kooperation kurzerhand ab und entschied mich dazu, in einer schlichteren Gegend abseits der Hotelanlagen Cancuns die Nacht zu verbringen.
Die andere Seite von Cancun
Ich habe Mühe, meine letzten Meter zu meiner Unterkunft im Auto zurückzulegen, denn die geteerte Straße habe ich vor einigen Metern hinter mir gelassen. Anstelle von Asphalt gleicht die Straße eher einem besseren Feldweg. Durchsetzt von Schlaglöchern und kleineren Kratern. Sicherlich keine Überbleibsel des Meteoriten-Einschlags vor Millionen von Jahren.
Walking the streets of Cancun
Am frühen Nachmittag begebe ich mich Richtung Stadtkern. Bereits nach den ersten Metern sind meine Füße vom Staub der Straße schmutzig und ich kann den bunten Nagellack meiner Fußnägel nicht mehr in Gänze sehen. Das Bunt ist verblasst und gleicht eher einem ausgewaschenen Altrosa als einem satten dunklen Pink.
Müll liegt auf den Straßen. Noch mehr Müll am Straßenrand. Alte Autoreifen. Matratzen. Alte Feuerstellen, in denen offensichtlich der Müll direkt an der Straße verbrannt wurde.
Häuser und Geschäfte stehen verlassen oder zum Verkauf. Handschriftlich verfasste und an die Hausfassade geklebte Zettel machen darauf aufmerksam. Se vende. Und ein Preis. Oder eine Telefonnummer. Oder nichts davon. Ob sie jemals jemand kaufen wird, ist fragwürdig.
Der große Platz, eigentlich das Zentrum der Stadt, wo das Leben pulsieren sollte: Leer. Der Kinderspielplatz, auf welchem Kinder sich ihrer Kindheit erfreuen sollten: Leer. Die Straßen: Im Großen und Ganzen leer.
Die wenigen Menschen, die mir in ihren Tuk Tuks, Lieferwagen oder auf ihren Rollern entgegen kommen, schauen mich aus der Ferne zunächst überrascht an. Wenn sie sich auf meiner Höhe befinden, heben sie die Hand und grüßen oder rufen mir ein Hallo entgegen. Ja, ich falle mal wieder auf.
Auch als ich mir mein Abendessen am Grill besorge. Ein halbes Hähnchen. Für nicht einmal 2 Euro. Und salsa. Ich habe vergessen, was „halb“ heißt, aber pechugon bekomme ich noch raus. Den Rest erledigt die Zeichensprache. Denke ich. Der Verkäufer freut sich über diesen meinen Einkauf und wirft mir zum Dank noch 5 Tortillinas in die Tasche. Die wollte ich eigentlich nicht, denn ich habe noch welche im Kühlschrank liegen. Aber dankbar nehme ich sie an.
Übrigens, als ich mich am Abend über mein Hähnchen hermachen möchte, stelle ich fest, dass die Zeichensprache offensichtlich heute versagt hat. Denn da liegt kein halbes Hähnchen in der Thermotüte, sondern ein ganzes. Ob man mir angesehen hatte, dass ich hungrig war, dass ich futtern kann bis zum Umfallen oder dringend eine Portion Eiweiß benötigen könnte, weiß ich nicht. Gesund ist es bestimmt. Und auch wenn nicht Bio auf dem nicht vorhandenen Etikett steht, ist es doch mit Sicherheit aus Freilandhaltung. Also, rein damit!
Der Einkauf beim Bäcker wird schließlich zum Happening. Zange nehmen, süße Stückchen einpacken, zur Kasse gehen und bezahlen. Einfach eigentlich. Weil ich aber so konzentriert darauf bin, wie die andere Dame hinter dem Thresen Torten einsprüht, kann ich mich auf den Bezahlvorgang bei der Kassiererin nicht mehr konzentrieren. Die beiden Frauen lachen sich schlapp.
Ich darf die Bäckerei besuchen und mir anschauen, wie es in den Räumen hinter dem Verkaufsbereich aussieht. Der Bäcker grüßt mich herzlich, erzählt mir etwas, zeigt auf etwas. Ich verstehe kein Wort. Die Torten-Frau klopft mir auf die Schulter. Als ich sie zum Abschied frage, ob ich ein Bild mit ihr und der Torte machen darf, ist sie es, die sich bei mir bedankt.
Zerstörte Straßen, zerfallende Häuser, leere Plätze, verrostende Autos, Müllabladeplätze an jeder Ecke, haufenweise leere Bierdosen und -flaschen im Gras, Autoreifen, ein leblos wirkender Stadtkern.
Im Wechsel dazu bunte Häuserfronten mit großen, schweren Eisentoren oder Holztüren, durch die man sich schauen kann. Als es mir gelingt, sehe ich helle Höfe, Grün, mehrere geparkte Fahrzeuge unter einem Carport, eine teuer aussehende Hauseingangstür, einen Hundezwinger und einen Arbeiter, der gerade der großen, hohen Mauer einen neuen Anstrich verleiht.
Ich komme nicht umhin, an Trakls „Verfall“ zu denken: „Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern…“ Mit dem Unterschied, dass es keine Amsel ist, die ich in den entlaubten Zweigen klagen höre, sondern eine Katze. Und Hundegebell. Überall. Es ist auch kein Wein, der hier an rostigen Gittern schwankt, sondern irgendwelche tropischen Schlingpflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Und die Vögel?! – Die sind schon lange weg. Ob sie jemals wiederkommen werden?
Das Casa del Arquitecto
Und inmitten dieser offensichtlich allgegenwärtigen, zumindest sichtbaren Tristesse steht das Casa del Arquitecto. Ein selbst ernannter Künstler, der aus all dem vermeintlichen Schutt, der sich auf den Straßen befindet, noch etwas herausholt und liebevoll in seinem Haus verarbeitet hat. Bunte Mosaiksteinchen in der Dusche. Blaue Mosaiksteinchen im weißen Treppenaufgang. Rote Steine verarbeitet im weißen Steinfußboden.
Liebevoll gezeichnete Bilder. Obst, Tiere oder Frauenfiguren. Bilder von faszinierenden Landschaften, die eine genaue Beobachtung und Auffassungsgabe notwendig erscheinen lassen, um alles erblicken zu können. Geduldig macht er mich auf die kleinen Highlights seiner Bilder aufmerksam. Ich bin fasziniert. So viel Fantasie. So viel Farbe. So viel Hingabe. Und so viel Liebe zum Detail.
Das Zimmer, das er mir zur Verfügung stellt, ist lichtdurchflutet. Zu allen Seiten bietet es einen herrlichen Ausblick auf unberührt wirkende Natur. Der hauseigene Garten besteht aus Pflanzen und Bäumen, die der Besitzer in mühevoller Arbeit aus dem Dschungel geholt, hier eingepflanzt und aufgezogen hat.
Früher, so erzählt er, war das Haus einmal richtig belebt. Früher haben all die einzelnen Räume einmal zusammengehört. Früher war das alles ein großes Wohnhaus, in welchem die ganze Familie lebte, schlief und zusammen war. Heute leben die Kinder woanders, seine Tochter studiert in Toronto und seine Mutter kommt nur ab und an zu Besuch aus Mexiko Stadt.
Spanisch bringt er mir bei. Wortwendungen und Sätze. Zusammen üben wir ein wenig Aussprache. Vom Meteoriten erzählt er mir. Von seinem Land. Auch er ist viel herum gekommen in der Welt. Drei Jahre ist er mit dem Rucksack durch Europa gereist. Der Kunst wegen. Sollten wir uns wiedersehen, hat er sich fest vorgenommen, mir Salsa beizubringen. Ein Inshallah liegt mir auf der Zunge. So Gott will.
Und wo ist der eigentlich?!
Fazit
Durchaus, Cancun, seine Hotel-Zone und seine Strände haben seine absolute Berechtigung. Es hängt schlichtweg davon ab, welcher Reisetyp du bist, was du möchtest und was du dir von einem Aufenthalt in Cancun versprichst. Cancun und die Riviera Maya haben einiges zu bieten.
Warum Cancun und die Riviera Maya zu den meistbesuchte Regionen Mexikos zählt, die Strände dort mit Pauschalurlaubern regelrecht zugepflastert sind und sich die Riviera Maya absolut lohnt – davon berichtet Oliver auf seinem Blog Weltreiseforum.
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Headin‘ for Akumal Bay
Schwimmen im Meer im Dezember? In Yucatan kein Problem. Auch wenn es noch etwas frisch ist und meine Scheiben im Auto von der Abkühlung in der Nacht ordentlich beschlagen sind, hat es gegen 7:30 Uhr bereits 15 Grad. Bis ich in Akumal Bay ankomme, erhoffe ich mir ein wenig mehr Sonne, denn um die aktuelle Uhrzeit würde ich noch nicht ins Meer springen wollen. Da ich aber gehört habe, dass die Touristen vor allem in der Zeit zwischen 10 und 16 Uhr dort sein werden, nehme ich den Umstand in Kauf.
Sonnenaufgang in Akumal Bay
Da der Akumal Dive Shop erst um 8 Uhr seine Türen öffnet, nutze ich die wenigen Minuten, die mir bis zur Öffnung bleiben, um einen Strand-Spaziergang zu machen und komme in den Genuss dieses Panoramas.
Akumal Dive Shop
Drei Minuten nach 8 Uhr öffnet schließlich der Tauchladen in Akumal Bay. Der Ausleih der Ausrüstung (Schnorchel-Equipment: $200, Schwimmweste: $100) gelingt reibungslos und, weil ich die Erste am Empfangsbereich bin, auch super fix. Neben Taucherbrille und Schwimmweste (aus versicherungstechnischen Gründen muss diese ausgeliehen werden – ob du sie dann auch trägst, bleibt dir selbst überlassen; unterschreiben dafür musst du jedoch in jedem Fall) erhalte ich ebenfalls einen Schlüssel für einen Spint, um meine Wertsachen einschließen zu können.
Lose it goes
Umziehen, Sachen verstauen und… bibbern. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper, als ich in Bikini, Schwimmweste und mit Taucherbrille und Schnorchel durch den Sand Richtung Wasser laufe. Aber meine Vorfreude ist riesig. Ich bin gespannt. Werde ich heute tatsächlich eine Riesenschildkröte zu sehen bekommen? Es ist eine ganze Weile her, dass ich eine gesehen habe. Das letzte Mal war dies auf meinem Roadtrip durch den Oman, als ich eine stürmische Nacht – genauer gesagt die Silvesternacht – in einer Fischerhütte verbracht hatte und der Fischer mich kurz vor 23 Uhr aus der Hütte rief, um mich mit dem Jeep zu einer Riesenschildkröte zu fahren, die gerade dabei war, ihr Loch für die Eierablage zu buddeln.
Ich stehe knieftief im Meer. Verdammte Hacke ist das kühl. Egal. Augen zu und durch. Taucherbrille auf, Schnorchel rein, abtauchen.
Und ich sehe: Nichts. Nichts. Nichts. Ahhh, ein paar Fische.
Nichts. Und wieder nichts.
Und dann plötzlich taucht sie vor meiner Taucherbrille auf. Ich verschlucke mich beim Anblick der Riesenschildkröte, weil ich für einen Moment vergesse, dass ich ja einen Schnorchel im Mund habe und anders atmen muss. Lecker, Salzwasser!
Über ihr bleibend und mich auf dem Wasser treiben lassend beobachte ich die Riesenschildkröte. Dass sie mich gesehen hat, weiß ich, denn sie reckte den Kopf nach mir. Meine Anwesenheit stört sie jedoch keineswegs. Sie scheint an die Anwesenheit von Menschen nur allzu gewöhnt zu sein und sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Für einen kurzen Moment denke ich darüber nach, wie voll dieser Meerabschnitt wahrscheinlich in einer Stunde sein wird. Ich bin für gewöhnlich nicht der Typ, der an solchen „Tier-Dingen“ teilnimmt oder sich davon begeistern lässt, halte wenig von geführten Kameltouren oder von Elefantenritten. Im Unterschied zu diesen jedoch wurde die Riesenschildkröte ihres natürlichen Lebensraumes nicht beraubt. Auch wird darauf geachtet, dass die Touristen hier nicht mit Flossen an den Füßen schnorcheln, um die Riesenschildkröten mit ihren Bewegungen nicht aufzuschrecken.
Finding Nemo in Akumal Bay
Lange kann ich mir keine Gedanken darüber, denn Schildi frisst ein paar Happen des Seegrases und schwimmt dann gemächlich weiter. Ihr hinterher schwimmend fühle ich mich plötzlich wie bei Findet Nemo. Du erinnerst dich bestimmt: Ziemlich zu Anfang trifft Marlin auf Crush und schwimmt einige Zeit auf seinem Panzer mit durch den Golfstrom. Unweigerlich muss ich grinsen. Unweigerlich führt dieses Grinsen dazu, dass ich mir eine weitere Portion Salzwasser einverleibe. Lecker!
Ich schwimme schließlich weiter und kurz darauf passiert es erneut. Eine zweite…
Auch diese frisst zunächst gemütlich ihr Seegras und schwimmt dann weiter. Dieses Mal allerdings nach oben, um Luft zu holen. Ich schwimme ihr hinterher.
Ich erfreue mich an dem Glück, das ich habe, dass die Schildi ausgerechnet jetzt mal kurz nach Luft schnappen muss. Es ist überwältigend. Überwältigend ist auch die Kraft, mit der sie schwimmt. Ich habe keine Flossen an den Füßen und strample mir beim Schwimmen eines ab, um ihr irgendwie hinterherzukommen.
Und was macht Schildi?! – Bei Schildi sieht es so aus, als würde es sie keine Anstrengung kosten. Und der Abstand zwischen uns?! – Der wird immer größer! Abgehängt von einer Schildkröte! Gut gemacht, Manu!
Und danach?!
Danach gab’s dann wieder: Nichts. Nichts. Fische. Fische. Nichts – und schließlich wohl verdienten Chillo-Platz mit Kaffee am Strand.
Wissenswertes zur Parksituation in Akumal Bay zum Abschluss
Wenn du von der Landstraße schließlich die kleine, von Schlaglöchern durchsetzte Straße zur Akumal Bay durchfährst, findest du sowohl linker als auch rechter Hand jeweils einen bewachten Parkplatz (rechts: 50 Pesos, links: 100 Pesos), auf welchem du dein Auto abstellen kannst.
Lässt du die Parkplätze hinter dir, kommt rechter Hand eine Zufahrt, ebenfalls bewacht von einem Parkplatzwächter. Diese Zufahrt ist der Weg zum Parkplatz des Akumal Dive Shop. Sagst du dem Parkplatzwächter, dass du zum Dive Shop möchtest, verständigt er einen weiteren Parkplatzwächter, der dich am Ende der kleinen Straße (circa 100 Meter) abholt und dich in einen Parkplatz (kostenlos!) einweist.
Als ich Akumal Bay gegen 10:30 Uhr verließ, war die Autoschlange auf der Zufahrtsstraße bereits lang und der rechte Parkplatz voll belegt. Du solltest daher frühzeitig dort sein!
Ganz typisch südamerikanisch dreht sich auch in der Altstadt von Merida alles um den Plaza Grande. Hier befindet sich die Kirche – die Kathedrale San Ildefonso, übrigens die älteste des Kontinents – und der Palacio del Gobernador direkt daneben.
Hier findest du auch alles, was du auf die Schnelle vielleicht brauchen könntest: Mehrere Supermärkte, Cafés, kleine Futter- und Snackstände, die Maisgerichte, Churros und Co. Verkaufen, nette Sitzgelegenheiten im Park des Platzes, Banken und Geldautomaten.
Außer es ist der 1. Weihnachtsfeiertag. Denn dann wirst du mit Letzterem absolutes Pech haben – die Banken haben natürlich geschlossen, aber die Geldautomaten eben leider auch. Alle! Und glaub‘ mir, in der Altstadt von Merida gibt es einige davon! 😉
Ein Run durch die weiße Stadt
Während meiner Suche nach einem funktionierenden Geldautomaten – ich hätte gleich den Kassierer an der Supermarktkasse fragen sollen, der mir, als ich ein paar Einkäufe auf dem Rückweg zum Auto tätigte, mitteilte, dass erst ab morgen wieder alles normal funktionieren würde – bin ich fasziniert von der Stadt. Sie ist eine Großstadt. Genauer gesagt die Hauptstadt Yucatans. Und trotzdem hat sie sich irgendwie den Charme einer Kleinstadt bewahren können.
Dzibilchaltun Ruins
Auch die Dzibilchaltun Ruins (Parkplatz: $20, Eintritt: $120) zählen zu den Überbleibseln der Maya und gehören sogar aufgrund des Areals zu den größten Mayastätten Yucatans.
Angeblich soll sie sogar noch bewohnt gewesen sein, als die Spanier Anfang des 16. Jahrhunderts nach Mexiko kamen. Heftig bewohnt. Denn Archäologen gehen davon aus, dass hier über 200.000 Menschen lebten und einmal 8.400 Gebäude standen. Übrig geblieben ist davon nicht viel.
Herzstück dabei ist sicherlich der Tempel der Puppen am Ende der Prozessionsstraße.
Interessant finde ich, dass anders als in Chichen Itza oder Uxmal hier keine Pyramide steht und auch offensichtlich nie gestanden hat. Stattdessen gibt es dort allerdings eine offene Kapelle, über deren Bedeutung sich heute noch so manche Geister scheiden. Erbaut wurde sie jedoch (natürlich) nicht von den Maya, sondern von den Spaniern. Wenn du mich fragst, dann diente diese Kirche dazu, den Indios das Christentum nahe zu bringen.
Gegenüber der kleinen Kapelle befindet sich ein Platz, der von Mauern umgeben ist. Von hier oben – wie auch von den anderen Stein-Überbleibseln – hast du einen super Blick auf das ganze Areal und den Dschungel.
Und sollte dir der zu langweilig sein, kannst du dich in im Cenoten Xlakah abkühlen. Bring‘ also deine Schwimmsachen mit, wenn du hier her kommst. Das Baden im Cenoten ist nämlich gestattet.
Übrigens auch das Herumklettern auf den Steinen. Und weil ich keine Schwimmsachen dabei habe, nutze ich direkt die Gelegenheit aus, um mal wieder ein wenig auf de Steinen herumzukraxeln. Wer weiß, wann dies das nächste Mal möglich sein wird. In Uxmal sicherlich nicht. 😉
Heading off for pizza? – Not at all!
Es ist später Nachmittag, als ich mich von den Ruinen zu meiner Unterkunft aufmache. Müde bin ich. Und hungrig. Der Weg zu meiner Unterkunft ist von hier oben nicht weit entfernt. Ich hatte mich absichtlich für ein Apartment etwas außerhalb der Stadt entschieden, um es etwas ruhiger zu haben. Weil ich sie zunächst in Google Maps nicht finden konnte, frage ich die Besitzer nach näheren Informationen und erhielt die Info, dass es die Adresse der Trattoria La Romana sei. Unterkunft und Pizzeria? – Jackpot!
Seit meinem Kontakt mit dem netten italienischen Paar, das nun schon seit vier Jahren in Merida lebt, geiere ich nach Pizza. Ironie pur, dass montags Ruhetag ist und die Pizza einmal mehr – solche Dinge wiederholen sich, du erinnerst dich bestimmt noch an die Aktion in Kobarid – warten muss.
Der zweite Weihnachtsfeiertag wird daher umso ausgiebiger zelebriert! Danke für eine hammergeniale Pizza und ein nettes abendliches Gespräch. Ich war zwar todmüde von meinem Tag in den Mayastätten Uxmal, Kabah, Sayil und Co. und daher nicht mehr wie gewohnt kommunikativ, aber ich habe viele interessante Tipps für meinen weiteren Aufenthalt in Mexiko erhalten, die ich ganz ganz sicher einplanen werde und ein paar gute Erfahrungswerte erhalten (Yucatan is safer than Rome and Berlin – Guatemala… is not!). 🙂 Take care, ihr Lieben! Und danke für zwei tolle Nächte in eurem süßen Apartment.
Und wie es in Uxmal, Kabah und Sayil war, davon erzähle ich dir ein anderes Mal!
Nach meinem ausgiebigen Frühstück – viiiel zu ausgiebig, wie ich später feststellen werde – und ein paar chilligen morgendlichen Herumlümmeleien entschließe ich mich dazu, das historische Zentrum von Guatemala Stadt in der Zona 1 zu besuchen.
Es ist kühl, als ich das Hotel verlasse und ich habe eine Weste über mein Kleid gezogen. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich hierbei um Jammern auf hohem Niveau handelt, denn ich weiß allzu gut, dass es Zuhause weit unter 10 Grad hat und ich mit den 15 Grad am Vormittag sehr gut bedient bin.
Ich mache ein Taxi klar (60 GTQ von Zona 10 nach Zona 1, Fixpreis). Der Taxifahrer, ein älterer Herr in schwarzer Lederjacke, erscheint mir sympathisch. Immer wieder macht er mich auf unserer circa 20-minütigen Fahrt auf interessante Punkte aufmerksam, wie beispielsweise den Torre del Reformador – ein Gebilde, das ein wenig aussieht wie der Eiffelturm in Paris. Noch während meiner Fahrt verabrede ich mich mit ihm, mich nach meinem Rundgang wieder abzuholen. Wir verabreden einen Ort, an dem ich auf ihn warten werde, er drückt mir seine business card in die Hand, sagt, ich solle mich zehn Minuten vorher melden und wünscht mir viel Spaß.
Guatemala Stadt: Zona 1
Die Hauptattraktionen des historischen Zentrums von Guatemala Stadt sind mehr oder weniger alle um den Parque Central angesiedelt. Dieser befindet sich – wie soll es auch anders sein – am Plaza de la Constitution, denn die koloniale Bauweise hatte in der Vergangenheit in jeder Stadt einen Platz für Militärübungen oder Zeremonien vorgesehen. So auch hier. Das Regierungsgebäude sollte dabei immer an der Nordseite stehen – die Kirche bzw. Kathedrale auf der Ost-Seite. Auch der Platz in Guatemala Stadt entspricht exakt diesem Muster.
Und noch während ich aus dem Taxi steige und mich frage, warum die Straßen wie leer gefegt erscheinen und wo all die Menschen sind und schließlich die Catedral Metropolitana betrete, finde ich sie. Es ist kurz vor 12 Uhr. Die Kathedrale ist brechend voll. Eine Messe läuft.
Ich schlendere schließlich vorbei am Regierungsgebäude, über den großen Platz, in Richtung 6 Avenida. Der Großteil der Geschäfte hat geschlossen. In der 6 Avenida herrscht jedoch buntes Treiben. Von Menschenmassen zu sprechen wäre übertrieben. Aber der Großteil der Geschäfte hat geöffnet.
Was hier so entspannt nach Spaziergang an einem typisch deutschen Feiertag aussieht, täuscht jedoch. Denn das ist es nicht. Diese Entspannung zu erreichen hat mich über eine Stunde Zeit gekostet. Zeit, die ich einerseits sitzend auf den Steinbänken des Plaza de la Constitucion verbracht hatte, um meinen Blick schweifen zu lassen, wie es hier so zugeht, mit welchen Menschen ich es zu tun habe, ob ich auffalle oder nicht (ja, tue ich) und wie dieses Auffallen schließlich ankommt.
Zeit, die ich jedoch auch Kaffee trinkend im Subway in der 6 Avenida verbracht habe. Nicht dass mir unbedingt nach Kaffee gewesen wäre, aber a. geht Kaffee praktisch immer und b. hatte ich einmal mehr nur große Quetzales-Scheine. Damit komme ich hier aber nicht weit, denn alles auf der Straße kostet 10 oder unter 10 Quetzales und niemand kann hier auf einen 200-Quetzales-Schein rausgeben. Insofern gibt es Cafe Guatemalteco im Subway. Denn all diese Läden, zu denen auch Mc Donald’s, Starbucks und Co. gehören, haben immer genügend Geld, um wechseln zu können.
Vom Subway aus schließlich beobachte ich die Straße. Familien mit Kindern, offensichtlich Obdachlose zumindest dem nach zu urteilen, was sie mit sich herumtragen. Ein Mann trägt seinen mittelgroßen Hund durch die Straße. Vor dem Eingang des Subway steht ein Security Mensch. Vor nahezu jedem Laden hier, der es sich leisten kann, steht übrigens ein solcher. Bewaffnet versteht sich. Ein paar Jungs mit Essenstütchen und einer Pizzaschachtel laufen vorbei. Mädels mit Chipstüten. Die Kleidung, die hier alle tragen, geht von feierlicher oder traditioneller Kleidung, über Jeanshosen und Hemd bis hin zu Jogginghose.
Kleidungstechnisch falle ich hier also schon einmal nicht auf. Und nein, ich trage heute keine Schlafhosen. Ich habe meine Elefantenhose mittlerweile durch normale Kleidung eingetauscht. Schwarzes Kleid, graue Weste – einzig die Flip Flops sind geblieben.
Auffallend klein sind die Menschen. Teilweise reichen sie mir nur bis zu den Schultern. Mit meinen 170 cm muss ich beim Laufen nahezu aufpassen, dass ich sie nicht übersehe.
Mein Weg führt mich weiter der 6 Avenida entlang, vorbei an zahlreichen Schuhgeschäften, die ich sicherlich in naher Zukunft einmal besuchen werde, Bäckereien, Süßigkeitenläden und schließlich zum Arco deCorreos, einem historischen Torbogen in einer Seitenstraße der Fußgängerzone.
Immer wieder begegne ich während meines Spaziergangs Polizisten, die dort Patrouille laufen. Auf dem Plaza de la Constitucion hatte ich 21 gezählt. Einer von ihnen hatte mich gleich ausgemacht, als ich aus der Kathedrale gekommen war und begleitete mich mehr oder weniger unauffällig in einem Abstand von einigen Metern hinter mir herlaufend über den Platz und positionierte sich, als ich mich auf die Steinbank setzte, ebenfalls in meiner unmittelbaren Nähe.
Irgendwie unheimlich, denke ich mir. Unheimlich deswegen weil die Polizei hier so präsent ist. Aber irgendwie auch nicht. Denn auch wenn diese Präsenz bedeutet, dass sie offensichtlich notwendig ist und wahrscheinlich nicht von ungefähr kommt, so signalisiert sie gleichzeitig doch auch, dass das Thema Sicherheit sehr ernst genommen wird.
Auf meinem Rückweg von der 6 Avenida zum Regierungsgebäude – dort auf den Stufen habe ich mich mit meinem Taxifahrer verabredet – laufe ich durch einen kleinen Markt. Unterschiedliche Dinge werden hier verkauft: Maiskolben mit Dip und ohne, wahlweise auch dick mit Frischkäse eingerieben. Süßkartoffeln. Maisfladen. Taccos mit Hackfleisch. Alles sieht irgendwie lecker aus. Kein Vergleich zu dem lieblosen Zusammengepansche, das ich mir in Valladolid reingezogen hatte.
Es sieht zwar einfach und schlicht aus, aber doch irgendwie auch lecker. Und ich bereue, heute Morgen beim Frühstück so reingehauen und jetzt keinen Hunger zu haben.
Eine kleine Tüte Obst nehme ich trotzdem mit, die ich erneut auf den Steinbänken sitzend gleich vernaschen möchte. Als ich auf dem Weg dorthin bin, laufe ich mit einigem Abstand an einer Gruppe Männer vorbei. Der eine pfeift mir hinterher, ruft Hola. Ich ignoriere es. Dann ruft er etwas mit Chica. Auch das ignoriere ich. Als er irgendetwas für mich ebenfalls völlig Unverständliches zu seinen Kumpels sagt, drehe ich mich zu ihm um und schaue böse. Mir ist allzu klar, dass ich auch dies einfach hätte ignorieren sollen, aber ich konnte den Reflex nicht unterdrücken. Und mir entgeht nicht, dass ich ihn dadurch dass ich in welcher Form auch immer abweisend reagiert habe, gleichzeitig vor seinen Jungs bloßgestellt habe, denn er reagiert mit einem provokativen „I love you, chica!„. Ein Polizist läuft schnelleren Schrittes in meine Richtung. Er nickt mir zu, als er auf meiner Höhe ist, verlangsamt dann wieder seinen Gang und bleibt dort stehen.
Als ich schließlich auf der Steinbank sitze und gerade genüsslich auf einem Papaya-Stück kaue, kommt ein Mann mit einem Smartphone auf mich zu und fragt, ob er ein Erinnerungsfoto von mir machen dürfe. Ich schüttle den Kopf. Er bittet mich erneut. Erneut verneine ich. Dann zieht er weiter.
Langsam nähert sich mir ein kleines Mädchen von kaum vier Jahren. Sie trägt ein traditionelles Kleidchen und sieht süß aus. Neugierig beäugt sie mich, wie ich in ein Stück Ananas beiße. Ich lächle sie an. Sie lächelt zurück. Mit meiner Gabel spieße ich ein großes Stück Wassermelone auf und halte es ihr hin. Vorsichtig nimmt sie es. Die Mutter, die mittlerweile hinter ihr steht, lächelt mir zu und bedankt sich.
Mein Taxifahrer verspätet sich etwas. Nachvollziehbar bei dem Verkehr, der mittlerweile um den Platz herrscht. Immer mehr Menschen kommen hier her. Es gibt sogar kleinere Versammlungen, die ich vom Regierungsgebäude aus beobachte. Drei Mal ruft er mich an, teilt mir mit, dass er gleich da sei und entschuldigt sich. Er scheint nicht nur vertrauenswürdig zu sein und einen ähnlichen Fahrstil wie ich zu haben, sondern ebenfalls sehr zuverlässig. Seine Handynummer speichere ich mir ins Handy – man weiß nie, wann man einmal einen verantwortungsbewussten Taxifahrer benötigen könnte. 🙂
Thema Sicherheit: Ein kleiner Nachtrag
Übrigens und auch wenn ich dadurch Zündstoff für ein viel diskutiertes Thema liefere: Den chicken bus in Guatemala City – so bunt, witzig und einladend er auch aussehen mag – solltest du vermeiden. Während er in Antigua bestimmt noch als sicher zu bezeichnen ist, kann man dies keinesfalls vom ihm in Guatemala Stadt behaupten. Dies soll nicht nur den Zustand des Fahrzeuges betreffen, sondern auch den Umstand, dass diese Busse sehr häufig Opfer von Überfällen werden:
The short answer to the robberies/attacks issue is that chicken buses are generally safe in some parts of the country, and absolutely to be avoided at all costs in others. The main place to avoid them is in Guatemala city, where gangs regularly kill drivers and their assistants in order to extort „protection“ money. (Lonely Planet)
Ob zutreffend oder nicht – das weiß ich nicht zu beurteilen. Es bleibt mir nur zu sagen, dass ich ähnliche Aussagen bereits von verschiedenen Seiten gehört habe. Erst vor zwei Tagen wurde mir von einem Überfall mit einem Toten berichtet.
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